Ziel erreicht

14.00 Uhr Ankunft San Francisco
16.00 Uhr Fahrt über die Golden Gate Bridge

Auch das letzte Stück der CA1 nach San Francisco ging die Küste entlang. Diesmal kam uns aber erstmals Nebel und 200 % Luftfeuchtigkeit entgegen. Egal – Augen zu und durch. Die Klamotten müssen ja nicht für eine nächste Etappe trocknen. Lediglich das Fotografieren hat darunter gelitten, denn ich brauchte die linke Hand als Scheibenwischer für die Brille.

Bei der Ankunft in San Francisco schien dann aber ordnungsgemäß die Sonne.

Zufällig kam ich bei der Fahrt in die Stadt in der Nähe vom Zoo an die Pazifikküste. Da ich ja zur Brücke wollte, bin ich der Küstenstraße immer weiter gefolgt. Die Straßenkarte wollte/konnte ich nicht nutzen, da zu klein geschrieben für ältere Herren. Kurz darauf bekam ich die Brücke zm ersten mal zu sehen und ein paar Meilen später fuhr ich dann tatsächlich nordwärts über die Golden Gate Bridge. Hier hätte ich gerne eine Hupe gehabt…

Nach einem Stopp am Vista Point auf der anderen Seite der Bay gings dann wieder zurück in die Stadt. Natürlich wieder über die Brücke.

Den Weg zum Hotel habe ich mir groß auf einen Zettel geschrieben. Dazu mußte ich die Lombard Street befahren. Die Straße geht schnurstracks durch die Stadt. Links und rechts gehts es bergauf oder bergab. Irgendwann geht die Lombard Street dann selbst auch extrem steil bergauf. Dort haben wir uns, im 1. Gang, knapp vor dem rückwärts runter rollen, hochgeschafft. Oben angekommen, hätte ich beinahe ein Cable Car übersehen. Aber zum Glück haben diese Dinger eine Hupe.

Zum Hotel mußte ich die Lombard Street weiter fahren oder einen Umweg machen, denn jetzt lagen noch die berühmten Serpentienen vor uns (u.a. Steve McQuenn in Bullit). Steil, schräg und in engen Kurven ging es das kurze Stück runter. Das Treiben an den Serpentinen habe ich mir eine Weile angesehen. Die Autos fuhren sehr langsam und bedächtig hinunter, Motorräder fuhren außen herum. Mann oder Memme dachte ich mir und bin mit meiner Shovel dort runter gefahren (gerollt). 2. Gang, Fuß auf der Bremse und rollen lassen.

Somit hatten wir auch die letzte kleine Herausforderung gemeistert.

Zum Hotel waren es nur noch 3 Minuten Fahrt.

Uwe, San Francisco, CA

CA 1

In USA wird ja für den kleinsten Kram die größte Werbung gemacht und gerne wird dabei heftig übertrieben. Die schwärmenden Beschreibungen und Berichte zur California State Route 1 (Highway 1) sind aus meiner Sicht aber absolut passend. Die Straße, entlang der Pazifikküste ist wirklich atemberaubend. Links das Meer, rechts Klippen oder Berge mit Schluchten und manchmal geht es auch durch schöne Wälder. Die Erbauer der Straße in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts waren mit Sicherheit auch Motorradfahrer, denn die Straße läßt sich herrlich mit dem Motorrad befahren. Shovelfreundliche Anstiege und langgezogene Kurven machen sehr viel Freude. Mir kam das entgegen, da ich wieder viel mit nur einer Hand am Lenker unterwegs war. Die linke Hand war wieder viel mit fotografieren während der Fahrt beschäftigt.

Die linke Hand war irgendwann aber fast eingefroren, denn es war mächtig kalt. Besonders am Vormittag hingen noch dicke Wolken an der Küste, durch die die Sonne noch nicht dringen konnte. Bei dem tollen Panorama und dem Fahrspaß hatte ich die Kälte schnell vergessen.

Bei einem „Vista Point“ habe ich Chris getroffen. Chris tourt mit seiner neuen Harley ebenfalls durch die USA. Er fährt von Ost nach West und wieder zurück. Das sind mehr als 5000 Meilen in 2 Monaten. RESPEKT! Chris ist frisch pensionierter US Army Offizier und macht die Tour bevor er eine neue Aufgabe übernimmt. Die weitere Strecke bis nach Monterey sind wir dann zusammen gefahren. Wir haben uns im gleichen Motel eingemietet und waren dann noch in Monterey an der Fisherman´s Wharf zum Essen und auf ein Bier.

Die Schraube am Schaltgestänge der Shovel hatte wieder gesponnen. Zum Ende der Strecke hat sie sich alle 5 Kilometer wieder rausgedreht. Um nicht ständig anhalten zu müssen, habe ich während der Fahrt immer wieder ein Stück reingedreht. Am Motel habe ich die Schraube dann ausgetauscht. Auf der Fahrt vom Motel zur Fisherman´s Wharf hat sich die Schraube dann nicht mehr rausgedreht. Anscheinend hat sich die in der Nähe von New Orleans eingesetzte Schraube durch die ständigen Vibrationen wahrlich abgenutzt. Die neue Schraube muß jetzt nur noch 250 Kilometer durchhalten – so wie die Shovel insgesamt.

Am Mittoch steht nämlich die letzte Etappe auf dem Pogramm. San Francisco ist nur noch 250 Kilmeter entfernt und nach der Fahrt über die Golden Gate Bridge (mehrmals hin und her) habe ich mein Ziel tatsächlich erreicht.

Uwe. Monterey, CA

Wind

Bevor ich mich von Florian und Volker verabschiedete, die beiden fahren wieder zurück nach LA, gabs noch ein kleines Frühstück inkl. einem großen „Reparatur-Kaltgetränk“. In dem Café gab es sogar Fanta (ansonsten immer nur normale Sprite) und ich lies mir erstmals in der USA eine Spezi machen. Anscheinend hat Arni doch etwas sinnvolles aus der Heimat übernommen.
Santa Barbara war am Montag eine völlig andere Stadt als am Sonntag. Die Ausflügler aus LA waren weg und die Stadt war nun völlig ruhig und verschlafen, viele Läden haben bis Donnerstag nun geschlossen. Ein paar europäische Touristen liefen durch die Straßen, die Alt-Hippies waren (schon oder noch ?) unterwegs und drei Motorradfahrer weckten mit Krach den Rest der Innenstadt auf.

Die Wolken hingen tief und ein kalter Wind sorgte für gefühlte 10 Grad Celsius. Erstmals auf meiner Tour bin ich mit Lederhose und dickem Pulli gefahren. Das passte zeitlich sehr gut, so konnte ich die nächste Jeans aussortieren. Diese war nicht kaputt sie sah aber aus, als ob sie das meiste Öl der letzten Tage abbekommen hat. Vielleicht bekomme ich jetzt mit sauberen Klamotten bessere Zimmerpreise in den Motels…

Erst ca. 20 Meilen nach Santa Barbara kam so langsam die Sonne durch und ich machte eine längere Pause um mich in der Sonne aufzuwärmen.

Kurzzeitig führte der Highway 1 auch an der Küste entlang. Meistens jedoch ging es noch quer durchs Land, vorbei an vielen Erdbeer-Feldern. Das duftete hier wie früher, in Annis Garten.

Eigentlich wollte ich an diesem Tag bis nach Morro Bay kommen. Aber aufgrund der späten Abfahrt, der langen Pause und einer altbekannten kleine Panne (Schraube vom Lenkgestänge) habe ich dann spontan in Pismo Beach Stopp gemacht. Ein Ort direkt an einem tollen Strand, vor mächtigen Klippen, mit einem großen Pier aufs Meer hinaus. Schnell war ein Motel gefunden (günstiger als sonst) und kurz darauf lag ich am Strand.

Den ganzen Tag war der starke Wind mein Begleiter. Morgens beim Frühstück lies er uns frieren, beim fahren war ich über mein Gewicht von 85+  froh, sonst hätte der Wind mich weggefegt. Am Strand war es trotz Sonne auch frisch und viel Sand flog durch die Luft. Der Wind sorgte aber auch für schöne Wellen im Pazifik und der eine odere andere Surfer versucht hier sein Glück. Natürlich unter den Augen von Bademeistern/innen. Wie bei Bay-Watch standen die hier auf ihren Türmen und fuhren mit Pick-Ups den Strand auf und ab. Pamela Anderson habe ich jedoch nicht finden können.

Der Wind sorgte für eine trügerische Frische und ich habe dadurch vergessen Sonnencreme regelmäßig zu nutzen. Die Sonne war aber dennoch stark. Das habe ich abends dann im Spiegel gesehen, die Nase war gut rot. Weder in Florida, oder im tiefen Süden oder in den Wüsten habe ich mir einen Sonnenbrand geholt. Erst im kühlen Kalifornien passiert mir das 🙁

Heute steht die vielleicht interessanteste Etappe an. Der Highway 1 führt nun an der Küste und durch die Klippen bis nach Monterey (kein Auto sondern eine Stadt). Diese Strecke ist mit ein Grund warum dieser Ausflug bis nach San Francisco geht und nicht schon in LA endet. Hoffenlich sind die Kurven nicht zu eng, sonst wird es mit meinem einhändigen Motorradfahren schwierig oder ich kann dann nur wenige Fotos machen.

Upps. Heute sollte es doch nur ein kleiner Artikel werden. Es sind aber doch wieder mehr als 500 Wörter geworden. Dann muss ich nun doch das Frühstück ausfallen lassen um die Zeit wieder aufzuholen.

Uwe, Pismo Beach, CA

5. Gang

Beim Ritt durch die Berge und den Frazier Park, ein Teil des großen Los Padres National Forest, hin zum Pazifik, habe ich einen 5. Gang an der Shovel vermisst. Für das viele bergauf und bergab wäre eine andere Übersetzung und Abstufung der Gänge bestimmt bequemer gewesen. Aber auch diese Hürde haben wir genommen.

Eine tolle Strecke durch eine sehr schöne Landfschaft. Die gefahrenen 275 Kilometer waren nie langweilig. Zuerst ging es durch ein grünes Valley mit Farmen und Ranches. Hier standen außerdem noch sehr viele Kirschbäume rum. Fast wir in Frauenstein, nur das dort keine Mexikaner die Kirschen pflücken.
Dann führte der Weg quer durch den Frazier Park. Die Hügel gingen bis zu 2.000 Meter hoch.

Gewundert hat mich, daß keine Maut o.ä. für die Fahrt durch den Frazier Park verlangt wurde. Schließlich hat Kalifornien mit Arni einen österreichischen Gouverneur und die Österreicher kennen sich eigentlich bestens mit Maut und Pickerl für Panoramastraßen aus. Meine Strecke war absolut mautwürdig.

Bei Carpinteria kam ich die Berge herunter und war plötzlich auf dem Highway 1 und vor meiner Nase lag der Pazifik. Zum dumm, daß meine Hupe defekt ist, sonst hätte ich mal ordentlich auf meine Ankunft aufmerksam gemacht. Mein lauter und freudiger Schrei ging leider im Klang der Shovel unter.

Bis nach Santa Barbara waren es dann nur noch wenige Meilen. Zum Glück ging es nach Norden, denn im Süden konnte ich gut den Smog von Los Angeles erkennen. Außerdem zogen aus dieser Ecke Wolken heran. Bereits nach der Überquerung des letzten Berges wurde es deutlich kühler. Lustig, ausgerechnet in Kalifornien habe ich zum ersten Mal auf dieser Tour auf dem Motorrad gefroren. Und morgens um 9.00 war ich noch in der Wüste bei 28° losgefahren.

Santa Barbara ist ein netter charmanter Ort, der sich von der Küste den Berg hinauf erstreckt. Interessante Leute liefen hier zwischen den sonntäglichen Tagestouris aus LA herum. Alt-Hippies und Surfer jeden Alters waren dort zu sehen.

Während ich mit einem Kaffee auf meine 2 Biker-Spezis Volker und Florian wartete, die von ihrem Ziel LA einen Abstecher nach Santa Barbara machten, kam ich mit einer Gruppe dieser speziellen Locals ins Gespräch. Schnell hatte ich ein paar Tipps wo wir günstig übernachten können und wo es gute Drinks gibt.

Das empfohlene Hotel war ein Hostel, hatte aber in einem anderen Haus auch klassische EZ oder DZ. Da dieses Haus, ehe ein kleines Beach-Cottage, in der Nähe von Downtown ist, haben wir das dann auch gebucht.

Das Gepäck war schnell abgeladen und wir gingen zu Steak, Rips und Bier ins Zentrum. Auf das Erreichen des Pazifiks wollten wir mit einem Drink anstoßen. Der eine oder andere Tequilla hat sich leider auch noch dazwischen gemischt, was zur Folge hat, dass dieser Artikel mit etwas Verspätung erscheint.

Aber den Pazifik tatsächlich auf der Shovel erreicht zu haben war eine kleine Feier wert. Und die Tour von Florian und Volker ist ja nicht minder Grund genug darauf anzustoßen. 

Die Abfahrt am nächstern Morgen war verständlicherweise etwas schwerfälliger.

Uwe, Santa Barbara, CA.

Silikon

Die Abfahrt von Las Vegas in Richtung Barstow konnte am Freitag leider nicht mehr erfolgen. Die erste Reparatur, um das austretende Getriebeöl zu stoppen, war nur teilweise erfolgreich. Anscheinend benötigt das Getriebe eine größere Überholung. Damit ich weiterfahren kann, wurde Silikon zur temporären Abdichtung verwendet, das jedoch einige Stunden Zeit zum trocknen benötigt.

Zum Glück ist Vegas eine Stadt, in der man sich gut die Zeit vertreiben kann. Nachdem ich in einem Motel, nahe dem Strip, eingecheckt und ausgiebig den Pool genutzt hatte, gings dann zu Fuß in die Glitzerwelt. Diesmal habe ich mir die riesigen Themenhotels angesehen. Ist schon verrückt….. Da das Wochenende angefangen hatte, war nun auch richtig viel Betrieb an den Spieltischen, Automaten und den Wettcountern. Auch auf die Fußball WM2010 kann gewettet werden. Auf die Ergebnisse einzelner Spiele und natürlich wer Weltmeister wird. Favorit ist hier Spanien vor Brasilien. Deutschland ist in diesem Ranking ca. auf Platz 8. Das erscheint mit realistisch. Die Amis haben also auch vom Soccer etwas Ahnung, auch wenn sie die 05er nicht kennen. Aber das kann sich ja noch ändern.

Gespannt war ich dann auf den nächsten Morgen. Wird die Shovel abmarschbereit sein? Charly, der Inhaber der Werkstatt, war extra wegen der Shovel bereits morgens um 07.30 Uhr in seinem Laden. Er gab mir dann grünes Licht zur Weiterfahrt.

Das habe ich dann auch gemacht. Gewählt habe ich den kürzesten und „einfachen“ Weg auf der Interstate 15 nach Barstow. Die mögliche Route durch das Death Valley war mir dann doch zu gewagt. Das ist eine lange Strecke durch eine der heißesten Gegenden der Welt. Und Tankstellen sind dort keine zu finden. Mit meinem 70 Meilen-Tank und meinen beiden Gatorade-Ersatzkanistern wäre ich dort nur schwer durch gekommen.
Die direkte Strecke durch die Wüste auf der I 15 war aber nicht minder heiß. Ein Aufguss in der Sauna ist dagegen die reinste Erfrischung. Ich habe aber keine Ahnung wie heiß 45°C im Schatten sind, wenn es keinen Schatten gibt. Der Fahrtwind ist auch kein bißchen Linderung – im Gegenteil. Denoch war es toll, die Wüste mal live zu sehen. Natürlich ging mir der Sprit aus. Irgendwie hatte ich einen kleinen Fehler in meiner Kalkulation (fehlender Matheschein). Aber meine Ersatzkanister brachten mich doch noch sicher zur nächsten Tankstelle nach Baker. Baker war dann auch der erste Ort in California denn ich erreicht habe. Somit war ich im „gelobten“ Land und dem letzten Bundesstaat meiner Reise angekommen.

Zwischendurch bin ich auch etwas von meinem Wasservorrat los geworden. Das Auto einer Familie mexikanischer Abstammung kochte regelrecht und ein Teil meines Trinkwassers (ich hatte drei große Flaschen dabei) verschwand in dem Kühler deren alter Rostlaube. Hier ein wenig helfen zu können hat mich gefreut, denn so konnte ich etwas von der Hilfsbereitschaft zurückgeben, die mir hier überall entgegen gebracht wurde.

In Barstow (180 km von Vegas) kam ich früher an als geplant. Da dieser Ort nun wirklich kein Highlight ist und es erst 13.00 Uhr war, habe ich mich zur Weiterfahrt entschlossen. Kühler wurde es auf den nächsten Meilen bis nach Victorville und dann Palmdale aber nicht wirklich. Trotzdem eine schöne Strecke. In Victorville habe ich mich dann von der Route 66 versbschiedet, denn mein Weg führt nicht nach Los Angeles. Palmdale, mein Etappenziel ist eine richtig große Stadt mit über 150.000 Einwohner und bekannt durch den Militärflughafen Edwards. Der Ort ist eine offizielle Wüstenstadt und ist trotzdem in den letzten 30 Jahren von 12.000 auf über 150.000 Einwohner gewachsen. Nicht zuletzt wegen der Interstate, die direkt nach LA führt. Und Platz ist hier ja genug. Immer weiter wird in die Wüste hinein gebaut.

Um ca. 17.00 Uhr bin ich dann zufrieden in den Hotelpool gesprungen.

Zufrieden, weil ich gut durch die Wüste gekommen bin, ein großes Stück Strecke geschafft habe und weil die Shovel einwandfrei gelaufen ist. Das Silikon an/in dem Getriebe der Shovel hat ganze Arbeit geleistet.

Silikon ist wirklich eine gute Erfindung. In den USA hatte ich es bisher aber nur sehr oft und wohlgeformt an anderen Stellen erkennen können. Fotos dazu kann ich hier nicht veröffentlichen 🙂

Uwe, Palmdale CA