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Getriebeöl

Das in den letzten Tagen ausgetretene Öl war Getriebeöl. Am Mittwoch habe ich die Shovel bei einem Schrauber abgegeben, der sich der Sache angenommen hat. Am Donnerstag konnte ich das Motorrad wieder abholen und habe mich auf die nächsten und letzten knapp 1.000 Meilen gefreut.

Als ich am Freitagmorgen um 8.00 Uhr losfahren wollte war jedoch wieder eine riesige Öllache unter der Shovel – mehr als je zuvor 🙁

Jetzt ist die Shovel wieder in der Werkstatt. Die Schrauber sind optimistisch es diesmal hin zu bekommen. Wäre schön… Leider wird es durch diese Verzögerung nichts mit meinem Plan früh aus Vegas wegzufahren. Ich wollte früh weg sein, um der größten Hitze in der Wüste zu entgehen. Das wird nun nichts.

Mal schaun wie lange es dauert. Wenn die Jungs schnell fertig sind werde ich wohl den Ritt durch die Wüste heute noch antreten. Ansonsten muß ich mir eine Unterkunft für kleineres Geld (anstatt 800$) suchen und erst morgen fahren.

Im Moment (Freitag, ca. 12.00 Uhr) sitze ich im Office der Werkstatt und warte ab. Zum Glück gibt es hier öffentliches W-LAN und ich kann mir mit dem Schreiben die Zeit vertreiben.

Uwe, Las Vegas NV

100 Meilen

Eigentlich hatte ich Las Vegas ja bereits von meiner Route gestrichen. Aber beim Bier mit Volker und Florian, den Jungs von der Tankstelle, habe ich es mir wieder anders überlegt.

Da es ja „nur“ 100 Meilen sind, ging die Fahrt auch erst um 11.00 Uhr los. Besser wäre es gewesen früher loszufahren, denn Las Vegas liegt in der Wüste. Es ging mal wieder nur geradeaus und mit jedem Kilometer wurde es heißer. Links und rechts tauchten nun auch die ersten klassischen Kakteen auf. Diese tolle Wüstenlandschaft wurde nun immer bizzarer und führte ins Gebirge. Ich glaube hier hat die NASA die Mondlandung von Armstrong + Co. aufgenommen.
So schön es hier ist, um so problematischer wurde es für Mensch und Maschine. Der Fahrtwind brachte keinerlei Abkühlung, der war noch heißer als nur im stehen. Auch mein luftgekühltes Motorrad bekam es zu spüren und wurde immer heißer und die Drehzahl stieg mächtig an. Die Hitze des Motors machte mir dann noch zusätzliches Feuer unterm Hintern.

Das schwierigste aber war die Fahrt durch und aus den Bergen wieder hinunter. Es ging oft steil bergab und es war kurvig. Im Prinzip nicht schlecht, aber mit dauerndem Öl auf dem Hinterreifen, war mir dann doch etwas mulmig. Ich habe meine Entscheidung nach Vegas zu fahren in diesen Momenten mehrfach verflucht. Dass die letzten 10 Meilen durch die Berge, bis hin zum Hoover-Damm, gleichzeitig auch noch Baustelle waren, machte die Tour nicht entspannter. Ich fuhr vorsichtiger und langsamer die Berge hinab und war somit der Anführer einer anwachsender Kolonne von Fahrzeugen, für die es in der Baustelle keine Möglichkeit zum überholen gab.

Ich war heilfroh dann endlich am Hoover-Damm angekommen zu sein. Im Souvenirshop habe ich mich erst mal abgekühlt.

Die letzten Meilen bis Las Vegas waren dann besser zu fahren, obwohl auch hier die Hitze extrem war. Die Aussicht von den Bergen auf Las Vegas ist schon bemerkenswert und überraschend. Mitten in der Wüste taucht dann plötzlich diese große Stadt auf.
Die von Kingman aus kontaktierte Schrauber-Werkstatt habe ich relativ einfach gefunden. Die Shovel kam auch gleich auf eine Hebebühne und es wurde wieder einmal nach der Stelle des Ölaustritts gesucht. Ich bin jedoch mit dem Taxi ins Hard-Rock-Hotel gefahren, wo ich mich für zwei Nächte eingemietet habe. Ein tolles Hotel mit einem noch tolleren Pool (inkl Sandstrand). Die Lobby steht zwischen den Spielautomaten, überall blinkt und klimpert es. Außerdem gab es noch ordentliche Musik. Nicht umsonst heißt der Laden Hard-Rock-Hotel. Und viele schöne Ausstellungsstücke von Musikern gibt es auch zu bewundern. Getoppt wurde das alles aber von meinem Zimmer im 18. Stockwerk. Und dass für nur 70 $ pro Nacht (+ 15 $ für Internetnutzung). Außer das dieses Zimmer ein großes Bad, einen riesen TV, ein bequemes Kingsize-Bed und eine Mega-Aussicht hat, gibt es hier viele und gut positionierte Steckdosen. In den meisten Hotels und Motels mußte ich lange danach suchen. Möchte nicht wissen, wieviele Kühlschränke ich in den letzten drei Wochen abgetaut habe nur weil ich irgendeinen Stecker herausgezogen habe, um meine Elektogeräte aufladen zu können.

Nach der Entspannung im Pool gings dann ins Hofbräuhaus (!).

Mehr über Las Vegas dann beim nächsten mal.

Uwe, Las Vegas NV

Landsleute

Am Straßenrand tauchen jetzt immer mal wieder Schilder auf, die darauf hinweisen, dies ist Indianerreservat – unerlaubtes fotografieren von Personen kann bestraft werden. Da bei der Hitze in der Wüste eh kaum ein Indianer zu sehen war – außer im Pick-Up – habe ich nur so in der Gegend rumgeknipst. Und kam somit erst gar nicht in die Gefahr am Marterpfahl o.ä. zu landen.

Gegend, zum fotografieren, gibt es hier extrem viel. Auch wenn es „nur“ Wüste ist, so ist es doch sehr faszinierend was links und rechts der Fahrbahn zu sehen ist. Die kleinen Orte an der alten 66, an denen durch die Interstate nun den Verkehr vorbei gelenkt wird, verfallen nach und nach, sind aber immer noch sehr interessant. Das kann ich leider weder mit meiner Fotografierkunst noch mit der 5 x 3 cm großen Kamera richtig festhalten. Weiterhin fotografiere ich meistens während der Fahrt, denn würde ich ständig anhalten, käme ich nie an mein Etappenziel und bräuchte für die Gesamtstrecke mindestens 2 Monate länger.

Als ich mal wieder halb unter der Shovel lag (vor der Stahlbrücke), um herauszufinden wo denn, trotz der gestrigen Reparaturen, immer noch Öl raustropft, da kamen sie ganz plötzlich.
Nein, nicht die Indianer – sondern Landsleute aus Good Old Germany. Erkannt habe ich sie, auf ihren Harleys, an ihren vorbildlichen schwarzen Lederkombis, den dazu passenden Motorradstiefeln und dem Integralhelm, mit hochklappbarem Vorderteil. 

Sie fuhren ebenfalls an die Stahlbrücke, zogen ihre Handschuhe aus, machten Fotos und waren dann ganz schnell wieder, Wort und Grußlos verschwunden. Vielleicht dachten die beiden Schwaben (Dialekt unverkennbar), ich suche in der Wüste unter der Shovel nur etwas Schatten, denn auf die Idee zu fragen, ob ich Hilfe bräuchte, kamen sie gar nicht.

Ganz anders ein älteres Ehepaar aus Colorado. Die waren ebenfalls zum Stopp an der schönen Stahlbrücke. Die beiden haben zwar gesagt sie könnten mir am Motorrad nicht helfen, aber sie könnten mir zumindest Wasser geben. Kleine aber feine Unterschiede….

In Gallup angekommen habe ich dann einen Ölwechsel machen lassen, um gleichzeitg etwas Dichtungsreparaturmittel in den Ölkreislauf geben zu können. Vielleicht mindert das den Ölaustritt. Die weite Strecke, die Hitze, der Staub und das zuvor monatelange stehen, machen meiner Shovel anscheinend doch etwas aus. Die Ölwechselfirma war aber auch gleichzeitg ein Autowaschdienst. So schnell konnte ich gar nicht schauen, da fing der Schrauber auch schon an die Shovel zu putzen. Die nächste Etappe trete ich dann eben mit einer 25 $ Reinigung an.

Der Ort Gallup müßte allen Filmwissenschaftlern unter uns eigentlich ein Begriff sein. In dem Film „Natural Born Killers“ wird dieser öfters erwähnt. Auch meine Unterkunft, das „El Rancho“ Hotel wäre etwas für Filmfreunde. Hier tummelten sich schon John Wayne, Ronald Reagan, Doris Day, Humphrey Bogart u.v.a Filmgrößen. In der schönen alten Lobby hängen ganz viele Fotos mit entsprechenden Widmungen.

Gallup liegt mitten in der Wüste. Laut ist es hier aber dennoch, denn ständig heult eine Polizeisirene auf. Aber den meisten Lärm machen diese ewig langen Güterzüge. Die sehen toll aus, sind aber ununterbrochen am hupen. Das hat den Vorteil ich bin früh wach und kann etwas schreiben.

So jetzt muß ich aber los. Ich glaube die beiden Schwaben (waren auch in dem Hotel) sind schon pünktlich um 7.00 Uhr losgefahren. Ich muß an meiner Disziplin arbeiten und nicht immer so trödeln…

Uwe, Gallup NM

Öl

Das Wort Öl ist bei dieser Reise allgegenwärtig und wird, das steht jetzt schon fest, immer mit denn 6000km in Verbindung stehen.
Bei jedem Tankstopp kontrolliere ich den Ölstand. beim fahren achte ich regelmäßig auf den Öldruck, die Shovel ölt mit jedem Tag etwas mehr. 2 Ölleitungen wurden schon getauscht, ein Wechsel von Motoröl und einer für Getriebeöl hat bereits stattgefunden, Die Hinterradbremse war verölt und mußte getauscht werden, 3 Jeans sind aufgrund Öl verschlissen,das Hemd mit dem ich fahre hat auch reichliche Ölspuren, in Texas bin ich an Ölförderpumpen vorbei gefahren, ab und zu will man mich ölen (über den Tisch ziehen). meine Finger werden wohl noch einige Zeit schwarz vom Öl.

Das ist aber alles nicht schlimm.

Bei meiner Fahrt durch den Süden, an der Golfküste entlang, konnte ich beobachten wie die Menschen überall Ölbarrieren im Wasser installierten um die Küste vor dem herantreibenden Öl irgendwie zu schützen. Die Nachrichten im TV, Sondersendungen, Zeitungen sind voll mit diesem Thema. Es ist in USA Thema Nummer 1.

Diese Ölkatastrophe ist wirklich unbeschreiblich schlimm und nicht meine kleinen Erlebnisse mit diesem schmierigen Zeug.

Paul

Pünktlich um 9.30 Uhr war ich bei Larry´s Custom Cycles. Zusammen mit Paul (eigentlich war es mehr Paul) haben wir die Shovel erst einmal vom Öl und Dreck der zurückgelegten ca. 3.500 Kilometer befreit. Die Shovel sah plötzlich ganz anders aus. Danach und nach „heiß“ fahren konnte eine undichte Stellen am Übergang der Ölleitung in die Rockerbox des vorderen Zylinder ausgemacht und abgedichtet werden. Zu Sicherheit wurde auch gleich die Ölleitung am anderen Zylinder ausgetauscht. Vom vielen Öl des Vortages war auch die Hinterradbremse betroffen. Bremsbeläge waren verschmiert und die Bremsleistung war schwach. Und da wir ja noch ein paar Meilen vor uns haben, habe ich uns gleich noch ein paar frische Bremsbeläge gegönnt, anstatt die vorhandenen noch entölen zu lassen. Und da Paul eh schon so vertraut mit meiner Shovel war, habe ich ihn gleich noch das defekte Relais für den E-Starter austauschen lassen. Das war mächtig Fummelarbeit. Paul hat insgesamt fast 4 Stunden für mich gearbeitet. Die meiste Zeit kniete (autsch) er auf dem Asphalt und schraubte. Paul (siehe Foto) ist 52 Jahre jung und schraubt seit seinem 17.  Lebensjahr an Harleys rum.

Zusammen mit den Teilen: Relais, Öl-Flexschläuche, Bremsbeläge habe ich $ 260,00 bezahlen dürfen. Das hat mich echt (positiv) umgehauen, denn ich bin noch immer deutsche Preise gewohnt und habe deshalb mit dem doppelten gerechnet.

Larry´s Custom Shop ist eine richtig geile Schrauber-Werkstatt mit Mechanikern, die ein Casting nicht besser hätte finden können. Und die Werkstatt ist auch wirklich Werkstatt. Überall Motorräder, Ersatzteile, altes Eisen. Und ständig kamen lässige Biker vorbei um sich noch eine Kanne Öl für einen Tripp in die Berge zu kaufen.

In den Bergen im Ort Red River findet übers Wochenende der „Red River Run“ statt. Das ist ein Harley-Treffen mit ähnlichen Ausmass wie „Faaker See“. Mit einem Unterschied: dort gibt es kaum Übernachtungsmöglichkeiten außer Zelt. Da ich mein Zelt in 2002 am Edersee zurückgelassen habe und es nach Red River 800 Kilometer zusätzliche Strecke wären, habe ich abgelehnt mit dort hin zu fahren. Dies aber nur schweren Herzens.

Morgen will ich weiter nach Westen Richtung Gallup fahren. Wenn alles gut läuft könnte ich am Sonntag am Grand Canyon sein.