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Landsleute

Am Straßenrand tauchen jetzt immer mal wieder Schilder auf, die darauf hinweisen, dies ist Indianerreservat – unerlaubtes fotografieren von Personen kann bestraft werden. Da bei der Hitze in der Wüste eh kaum ein Indianer zu sehen war – außer im Pick-Up – habe ich nur so in der Gegend rumgeknipst. Und kam somit erst gar nicht in die Gefahr am Marterpfahl o.ä. zu landen.

Gegend, zum fotografieren, gibt es hier extrem viel. Auch wenn es „nur“ Wüste ist, so ist es doch sehr faszinierend was links und rechts der Fahrbahn zu sehen ist. Die kleinen Orte an der alten 66, an denen durch die Interstate nun den Verkehr vorbei gelenkt wird, verfallen nach und nach, sind aber immer noch sehr interessant. Das kann ich leider weder mit meiner Fotografierkunst noch mit der 5 x 3 cm großen Kamera richtig festhalten. Weiterhin fotografiere ich meistens während der Fahrt, denn würde ich ständig anhalten, käme ich nie an mein Etappenziel und bräuchte für die Gesamtstrecke mindestens 2 Monate länger.

Als ich mal wieder halb unter der Shovel lag (vor der Stahlbrücke), um herauszufinden wo denn, trotz der gestrigen Reparaturen, immer noch Öl raustropft, da kamen sie ganz plötzlich.
Nein, nicht die Indianer – sondern Landsleute aus Good Old Germany. Erkannt habe ich sie, auf ihren Harleys, an ihren vorbildlichen schwarzen Lederkombis, den dazu passenden Motorradstiefeln und dem Integralhelm, mit hochklappbarem Vorderteil. 

Sie fuhren ebenfalls an die Stahlbrücke, zogen ihre Handschuhe aus, machten Fotos und waren dann ganz schnell wieder, Wort und Grußlos verschwunden. Vielleicht dachten die beiden Schwaben (Dialekt unverkennbar), ich suche in der Wüste unter der Shovel nur etwas Schatten, denn auf die Idee zu fragen, ob ich Hilfe bräuchte, kamen sie gar nicht.

Ganz anders ein älteres Ehepaar aus Colorado. Die waren ebenfalls zum Stopp an der schönen Stahlbrücke. Die beiden haben zwar gesagt sie könnten mir am Motorrad nicht helfen, aber sie könnten mir zumindest Wasser geben. Kleine aber feine Unterschiede….

In Gallup angekommen habe ich dann einen Ölwechsel machen lassen, um gleichzeitg etwas Dichtungsreparaturmittel in den Ölkreislauf geben zu können. Vielleicht mindert das den Ölaustritt. Die weite Strecke, die Hitze, der Staub und das zuvor monatelange stehen, machen meiner Shovel anscheinend doch etwas aus. Die Ölwechselfirma war aber auch gleichzeitg ein Autowaschdienst. So schnell konnte ich gar nicht schauen, da fing der Schrauber auch schon an die Shovel zu putzen. Die nächste Etappe trete ich dann eben mit einer 25 $ Reinigung an.

Der Ort Gallup müßte allen Filmwissenschaftlern unter uns eigentlich ein Begriff sein. In dem Film „Natural Born Killers“ wird dieser öfters erwähnt. Auch meine Unterkunft, das „El Rancho“ Hotel wäre etwas für Filmfreunde. Hier tummelten sich schon John Wayne, Ronald Reagan, Doris Day, Humphrey Bogart u.v.a Filmgrößen. In der schönen alten Lobby hängen ganz viele Fotos mit entsprechenden Widmungen.

Gallup liegt mitten in der Wüste. Laut ist es hier aber dennoch, denn ständig heult eine Polizeisirene auf. Aber den meisten Lärm machen diese ewig langen Güterzüge. Die sehen toll aus, sind aber ununterbrochen am hupen. Das hat den Vorteil ich bin früh wach und kann etwas schreiben.

So jetzt muß ich aber los. Ich glaube die beiden Schwaben (waren auch in dem Hotel) sind schon pünktlich um 7.00 Uhr losgefahren. Ich muß an meiner Disziplin arbeiten und nicht immer so trödeln…

Uwe, Gallup NM